Listenwahn!

Der große Spaß am Ende eines jeden Jahres ist für mich ja immer wieder der alljährliche Listenwahn. Für alles – aber auch wirklich alles-  wird eine Hitparade bzw. Rangliste erstellt. Da haben wir die eindeutig nachvollziehbaren und nachprüfbaren Listen wie „die erfolgreichsten Songs“, „die größten Filme“, „die erfolgreichsten Bestseller“, „die reichsten Deutschen“, „die meisten Lover im letzten Jahr“, „die am häufigsten im TV benutzen Schimpfworte“ und, und, und.

Hinzu kommen dann aber noch die unzähligen sehr amüsanten, aber auch genauso subjektiv zusammengestellten Listen. Hierbei ganz weit vorne „die miserabelsten Outfits“, „die schönsten Kleider“, „die mieseste Fönwelle“, „Hollywoods schönste Haare“, die gelungenste Schönheits-OP“ und natürlich auch die „Auf- und Absteiger des Jahres“ – das dann wahlweise in jeder erdenklichen Kategorie.

Ich liebe diese Listen! So lange man das alles nicht ernst nimmt, kann es höchst amüsant sein sich Anfang Januar durch die abermillionen Ranglisten der Boulevard Zeitschriften, Frauenzeitschriften und Tageszeitungen zu wühlen. Wie gesagt: So lange man es einfach nicht all zu ernst nimmt – und davon bin ich bislang immer ausgegangen! Ich habe diese Hitparaden immer als den verlängerten Arm der legendären „In & Out“ Listen gesehen. Ich meine, die liest man doch auch mit einem Schmunzeln, oder? Heute ist es „In“ warmen Kakao mit einer Prise Zimt zu trinken, morgen aber schon grünen Tee aus dem Himalaya. Und während gestern noch wild gemusterte Strumpfhosen das absolute „Must Have“ waren, ist heute schon zurückhaltendes Schwarz angesagt. Wenn man sich das alles zu Herzen nehmen würde, wäre man nicht nur gezwungen jeden Tag den Kleiderschrank neu zu überdenken, sondern auch gleich die Wohnungseinrichtung, den Lebensstil und sein komplettes Werte System – das ändert sich nämlich wenn man die Listen als seine Bibel verinnerlicht auch ständig.

Und während ich mich zur Zeit jeden Tag aufs neue schmunzelnd auf neue Ranglisten freue – so ungefähr wie auf das tägliche Horoskop in der Tageszeitung, was ja auch kein normaler Mensch ernst nimmt – wurde ich vor einigen Tagen mit einem schweren Fall von Listengläubigkeit konfrontiert. „Nein, diese Farbe wäre jetzt definitiv out, und auch die von mir gewählte Hosenlänge wäre überholt. Ansich ist auch meine Wohnung so gesehen von gestern  – viel zu unruhig, wo doch jetzt klare Linien „In“ sind – und Jeans trägt man jetzt als Röhre und nicht mehr Boot Cut.“

Hallo???? Ich liebe gemütliche Boot Cut Jeans, und in Röhren sehe ich aus wie Storch im Salat. Meine Wohnung ist ein liebevoll zusammen gestelltes Sammelsurium in dem sich noch jeder wohl gefühlt hat, und ich sehe überhaupt nicht ein auf Kohlenhydrate zu verzichten nur weil das gerade „en vogue“ ist. Wohin soll das führen? Dürfen jetzt die „Aufsteiger des Jahres“ am besten nicht mehr mit den „Absteigern des Jahres“ gesehen werden – von wegen Rufschädigung? Ist ja wie in der Schule…da hat man als Mitglied der „In-Crowd“ (zu der ich definitiv nie gehörte) auch nicht mit den „Nerds“ geredet weils sich nicht schickte. Man hatte ja einen Ruf zu verlieren!

Liebe Leute, Listengläubige und andere Ranglisten-Verehrer: „In“ ist was Spaß macht und wer Spaß macht! Jeder sollte seinen eigenen Kopf haben und auch dazu stehen – egal was andere sagen. Liebt und lebt eure Meinung und nehmt den ganzen Listenwahn als amüsante Lektüre auf dem Sofa – dann machst nämlich richtig Spaß. Und nächste Woche ist eh schon wieder alles anders!

eure nova