Eva auf Abwegen?

Seit einigen Wochen nun schon beschäftigt eine heiße Diskussion die Gemüter: Ist die Emanzipation gescheitert? Befindet sich „Eva“ auf Abwegen  – wenn nicht sogar auf dem totalen Irrweg  – in dem Glauben, Kind und Karriere unter einen Hut bringen zu können? Raubt sie „Adam“ durch ihr berufliches Streben seine durch die Evolution vorbestimmte Rolle in der Familie und ist somit auch für die immens hohe Scheidungsrate der letzten Jahre verantwortlich?

Nun, zumindest Eva Herman scheint dieser Meinung zu sein und hat mit diesen und ähnlichen Äußerungen in ihrem neuen Buch eine wahre Lawine losgetreten. So sehr man sich dieser Diskussion auch versucht zu entziehen, so wird man doch zu jeder Tages und Nachtzeit in den Medien damit konfrontiert.

Bei der ganzen Diskussion um gescheiterte Emanzipation und selbstmordgefährdete Mütter durch Doppelbelastung wundert mich doch in erster Linie, dass Frau Herman genau das Lebensmodel angreift, welches sie für sich selbst gewählt hat. Frau Herman ist selbst Mutter, in 4. Ehe verheiratet und hat in den letzten Jahren in vielerlei Hinsicht Karrieretechnisch auf sich aufmerksam gemacht als Moderatorin, Sängerin und jetzt als Autorin. Lege ich ihre selbst verfasste Theorie zugrunde müsste Frau Herman eine „ausgelaugte, müde und wegen permanenter Überforderung von suizidalen Fantasien geplagte Frau“ sein, die durch ihr Streben nach Karriere selbst verantwortlich für das Scheitern ihrer Ehen ist. Denn durch die Verzerrung der Rollenbilder kann eine Ehe laut Frau Herman nur dem Untergang geweiht sein. Dem entgegen  „wenn sie aber eingehalten wird, so hat das in aller Regel dauerhafte Harmonie und Frieden in den Familien zur Folge.“

Niemand streitet ab, dass die Doppelrolle der Mutter und (Mit)-Ernährerin mit Stress und einer absolut notwendigen Begabung als Organisationstalent einhergeht. Niemand behauptet, dass der Himmel immer blau ist und jede Frau die sich für diesen Weg entschieden hat zu 100% glücklich ist mit dem von ihr gewählten Lebensmodel. Aber all diese Frauen regelrecht an die Wand zu stellen und ihnen auf den Kopf zuzusagen, dass sie selbstmordgefährdete, frustrierte Geschöpfe sind, die durch ihr Streben nach beruflicher Anerkennung für die Missentwicklung und emotionale Verrohung ihrer Kinder, und sogar für das Aussterben der Menschheit verantwortlich sind, geht mir doch entschieden zu weit. Ihre Aussagen sind zum einen ein Schlag ins Gesicht für jede Frau die gezwungen ist zu arbeiten um ihre Kinder zu ernähren. Aber auch ganz zu schweigen von den unzähligen Frauen die ihre Erfüllung gerade in der Vereinbarung von Kindern und Karriere sehen. Und die das großartig hinbekommen. In meinem privaten und beruflichen Umfeld gibt es viele solcher Beispiele. Frauen, die gerade weil sie die Möglichkeit haben auch über das Familienleben hinaus im Beruf aktiv und kreativ zu sein, glückliche und ausgeglichene Menschen sind. Und diese Zufriedenheit geben sie an ihre Partner und Kinder weiter. Das beste Beispiel habe ich direkt vor meiner Nase. Meine Mutter hat vier großartige Kinder zu wundervollen, erwachsenen, selbstständigen Persönlichkeiten erzogen – ohne „motorische oder sprachliche Störungen, kognitive Entwicklungsbarrieren und verhaltensauffälliges Benehmen“ – und arbeitet noch heute, nachdem wir alle aus dem Haus sind in ihrem Beruf als Erzieherin. Und sie ist eine sehr glückliche, zufriedene Frau die ich gerne für mein weiteres Leben als Vorbild nehme!

Wie sagte ein Journalist heute so schön: „Um Frau Herman zu verstehen muß man wohl ihr ganzes Buch lesen – und damit wäre der ganze Sinn und Zweck der Aufregung – nämlich Promotion – ja perfekt geglückt.“

Zum nachlesen: http://www.cicero.de/97.php?ress_id=7&item=1111

Und wie denken Sie?

eure nova