Von Worthülsen, Euphemismen und der Sache mit der Verständigung
Es ist nichts Neues, das die Spezies der Politiker sich vor allen Dingen dadurch auszeichnet, viele Worte zu benutzen ohne inhaltlich viel zu sagen. Dazu kommt obendrein, dass die benutzen Worte sich dann auch noch grundlegend unterscheiden von dem Deutsch, mit welchem Hänschen und Helga, Klaus und Sabine und auch Brigitte und Olaf sich austauschen. Ein schwunghafter Anstieg dieser mit Fremd-Vokabel gefüllten prallen Worthülsen erfährt Otto-Normal-Bürger wenn es auf den Wahlkampf zugeht. Und mich erstaunt es in diesem Zusammenhang immer wieder insbesondere, dass es eine absolute Angleichung im Wortschatz untereinander gibt – und dass ohne dass einer der Herren oder Damen Politiker ein „Politiker Diplom – wie lerne ich möglichst wenig, sehr missverständlich, mit vielen Worten zu sagen“ abgelegt hat. Sie sind Lehrer, Anwälte, Ingenieure und Taxifahrer – und doch gleicht sich die Spezies Politiker in rasanter Geschwindigkeit gleich nach ihrer Berufung in den neuen Stand verbal aneinander an. Hauptsache man weiß was der Herr Kollege in der nächsten Legislaturperiode so vor hat, damit man schön dagegen halten kann.
Höchste Zeit, dass Hänschen, Helga, Brigitte und Olaf auch verstehen was gemeint ist – dachte sich wohl auch Polit-Talk-Lady Maybritt Illner und bringt in diesen Tagen den Langenscheidt „Politiker-Deutsch/Deutsch-Politiker“ auf den Markt. Endlich wird uns hier die Gattung Politiker auf einer für uns alle verständlichen Ebene nah gebracht.
Nicht dass wir nicht schon längst geahnt hätten, dass der immer wieder gern gehörte Ausspruch „Wir müssen sparen“ eigentlich meint „Ihr müsst sparen“. Auch immer wieder schön: „Die Renten sind sicher“ – was so viel heißt wie „Für uns als Abgeordnete, aber nicht für euch Idioten“.
Aber hier erfahren wir auch von den defizilen Unterschieden zwischen Politiker-Gattung A, B und C – wobei „C“ der „Exot“ viel sagender Weise jene Gattung bezeichnet, die ausnahmsweise mal Klartext redet und uns versucht auf Augenhöhe zu begegnen – eine echte Rarität!
Ein wunderbarer kleiner Schmöker, der uns den Blick auf die Herren und Damen in Berlin versüßt und über die ein oder andere Sprachbarriere amüsant hinweg hilft. Allen Buchmuffeln könnte aber auch folgende Formel weiterhelfen: 2% Wahrheit, 90% leerer Inhalt und 8% ich mach doch das Gegenteil. – Nun denn!
Klar sollte aber sein, dass es von uneingeschränkter Wichtigkeit ist, über sein eigenes Wahlprogramm Bescheid zu wissen und sich gut, überzeugend und glaubwürdig nach außen hin präsentieren zu können. Was die meisten Politiker im Schlaf beherrschen, stellt für die NPD offenbar ein mehr oder weniger großes Problem dar – vor allem wenn meine liebe Kollegin Olivia Jones sich im Auftrag des NDR in vollem Ornat auf dem Parteitag heran pirscht und freche Fragen stellt. Aber Jungs ich verstehe euch – da kann man halt auch mal nervös werden und sein Programm vergessen wenn eine 2 Meter Amazone euch mitfühlend „mein kleines braunes Häschen“ nennt! Olivia, Hut ab vor der Courage und Danke für diese höchst amüsanten 3 Minuten!!!
Olivia Respekata und Hut-ab Jones: http://www.youtube.com/watch?v=lPjiLm6_Z0w
Viel Spaß dabei – eure nova