And the Oscar goes to…
Es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten die alljährliche Oscarnacht zu zelebrieren: vor Ort in Los Angeles (ein Highlight), daheim vorm Fernseher (gemütlich mit dem unschlagbaren Vorteil das Bett in der Nähe zu haben) oder in einem Kino (Bett zwar weit weg, dafür riesen Leinwand und gute Laune im ganzen Saal!
Und genau so hält es auch das Trüppchen Kölner Kinokritiker, Filmjournalisten und Filmkenner. Frei nach dem Motto: Wenn man eh schon jeden Vormittag gemeinsam auf die Kinoleinwand starrt, dann erst recht in der Oscarnacht! Und so wird einmal im Jahr ein schnuckeliges Kölner Programmkino reserviert um zusammen zu zittern, jubeln und zu wetteifern. Denn ganz ohne Spieltrieb geht’s natürlich nicht! Schon Wochen im Voraus werden die Oscar-Toto Listen fleißig ausgefüllt und in den Jackpot eingezahlt.
Meine Oscar Nacht begann mit einem Nelly Furtado Konzert in Düsseldorf – denn eins ist klar: Wenn ich bis halb eins daheim auf der Couch sitze schaff ich s nicht mehr ins Kino – dann schlummer ich spätestens um 23:00 Uhr selig in meinen Kissen. Also wach machen bzw. bleiben!
Der Plan ging auf , ich blieb wach und trottete mit Freundin und Fressalien unter dem Arm um 1:00 Uhr Richtung Filmpalast. Und während der männliche Teil der Meute noch um den Computer im Foyer schwirrte (extra installiert um nach jeder vergebenen Trophäe die Quoten des Oscar-Totos zu checken), machten die Mädels es sich bereits im Saal bequem und ja nicht den besten Teil der ganzen Veranstaltung zu verpassen: Die Red Carpet Show!
Es ist doch jedes Jahr wieder wunderbar: Die Roben, die Frisuren und die Standartfrage eines jeden amerikanischen Journalisten: „Who are you wearing“ (In diesem Jahr praktischerweise gleich unten eingeblendet mit genauen Angaben zu den Kleider und Schmuck Leihgaben). Apropos Schmuck – da wären wir doch gleich beim ersten Oscar Trend 2007: Weniger ist mehr! Kaum Colliers, wenig Halsschmuck – lieber ein paar herausragende Juwelen am Ohr – wenn überhaupt. So liefen die ansonsten schwer behängten Damen mit nackten Hälsen das rote Stück Textil hinab. Ob Cate Blanchet, Helen Mirren, Penelope Cruz oder Kate Winslet…„Harry Winston“ und „Fred Leighton“ hatten es im Vorfeld wohl schwer ihre großen Gehänge an die Frau zu bringen, denn 2007 waren die Kleider die eigentlichen Juwele. So hatte die Traumrobe von Jennifer Lopez die Diamanten gleich mit eingearbeitet, Helen Mirrens königliche Robe von Christian Lacroix strahlte von allein wie eine ganze Schatzkammer und Naomi Campell gar wie eine Discokugel. Gold und Silber waren die Farben des Abends! Neben traumhaften zart pudrigen und pastelligen Roben. …aber was Hollywood Stars wie Emmy Rossum, Penelope Cruz (in Versace die zauberhafteste Erscheinung des Abends!), Katie Hall und Jennifer Hudson zu Traumfrauen machte, sah an Bond-Girl Eva Green leider aus wie eine kleine Adaption der Adams-Family…mit dunkel geschminkten Augen, blassem Kleid und blasser Haut eine leider düstere Erscheinung.
Mut zur Farbe bewies ausgerechnet die für ihre Feen Kleider berühmte Nicole Kidman – in einem roten Traum von Balenciaga setzte sie mit ihrer Frisur auf einen weiteren Oscar Trend 2007: langes, glattes, offenes Haar! Ihr gleich taten es Kollegin und Oscar-Laudatorin Reese Witherspoon, Gwyneth Paltrow (in einem Traumkleid von Zac Posen), Beyonce Knowles und Meryl Streep. Doch in Verbindung mit ihrem Kaftan ähnlichen Gewand und den großen Hippie Ketten, hätte man die fantastische Meryl Streep eher auf einer Strandparty als auf den Oscars vermutet. Na und was Cameron Diaz sich bei ihrer Frisur (wir hatten die spontane Bezeichnung Vogelnest) gedacht hat, wird wohl ihr Geheimnis bleiben.
Die Verleihung war wie jedes Jahr großes Kino. Eine grandiose und schlagfertige Ellen De Generes wirbelte durch die Show und hatte ihr Publikum von der ersten Sekunde an im Griff. Legendär wie sie dem verdutzen Steven Spielberg eine Kamera in die Hand drückte mit der Bitte, er möge doch ein Foto von ihr und Mark Wahlberg machen…für Ihre MYSPACE Seite. Aber natürlich heißt Oscar auch große Emotionen, Tränen und tragende Dankesreden. So hatte es Jennifer Hudson nach ihrem Oscarsieg die Beherrschung auf der Bühne nicht zu verlieren, Forest Whitaker rührte das Publikum zu Tränen und Helen Mirren – obwohl als Favoritin gehandelt – war so verwirrt, dass sie mit Handtasche in der einen Hand und Ehering in der anderen die Bühne stürmte…und dann Probleme hatte den Oscar in Empfang zu nehmen. Aber höher als Florian Henkel von Donnersmarck sprang wohl niemand an diesem Abend, als „Das Leben der Anderen“ die begehrte Trophäe zugesprochen bekam. Gut dass das Auditorium über eine stattliche Deckenhöhe verfügt – hoch genug für einen springenden 2 Meter Mann! Aber ich kann versichern: Unser Kino sprang mit!
Neben Gott und „Mum“ wurde Al Gore an diesem Abend wohl am häufigsten gedankt und alle, aber auch wirklich alle feierten Martin Scorcese als dieser nach 8 Nominierungen endlich seinen ersten Oscar in Empfang nehmen durfte!
Mein kleiner Wermutstropfen? Das „Babel“ nicht den Oscar für den besten Film mit nach Hause nehmen durfte, und dass Florian Henkel von Donnersmark in seiner Dankesrede zwar Sebastian Koch und Ulrich Mühe ehrte und über alles lobte…aber kein einziges Wort an Martina Gedeck richtete…aber vielleicht war’s einfach die Nervosität….
Eine große Nacht für große Stars die erst heute morgen um 7:30 Uhr ihr Ende fand – in meinem Bett…endlich!
Wie das Toto ausgegangen ist? Mit 17 Richtigen (aus 24) durfte ich tatsächlich heute Morgen den Jackpot mit nach Hause nehmen – und bei all den alten Filmhasen und Cineasten die mitgetippt haben bin ich darauf natürlich auch ein kleines bisschen Stolz… 🙂
Ein riesen „Herzlichen Glückwunsch“ an das Team von „Das Leben der Anderen“!
eure nova