Look and Learn – Pelz und kein Ende?
Alle Jahre wieder, pünktlich mit den ersten kalten Tagen und Nächten dasselbe traurige Bild: der Pelz ist wieder da!
Nicht viel scheint geblieben von den turbulenten 90er Jahren in denen es endlich aus der Mode gekommen schien, Tieren das Fell zur Herstellung von Luxusgütern über die Ohren zu ziehen. Aber genauso selbstverständlich wie Frau Naomi Campbell auch in diesem Herbst auf ein Neues für die exklusivsten Pelz Fabrikanten über die Laufstege stolziert (wir erinnern uns – auch bei ihr hieß es noch vor ein paar Jahren „ I rather go naked than wear fur!“), genauso selbstverständlich präsentieren auch in diesem Jahr die Designer und mit Ihnen die Medien, das Tragen von Pelzen als den letzten Schrei, absolut hip und ultra angesagt.
Nerz, Chinchilla, Fuchs und co. wohin man auch schaut – selbst wenn man seinem Gewissen zur Liebe auf echten Pelz verzichten möchte, sieht man sich spätestens beim Kauf des neuen Parkas für den Winter vor ein echtes Problem gestellt: Was ist echt, und was nicht?
Im Selbstversuch bin ich in den letzten Wochen durch die Wintermäntel Abteilungen gestreift auf der Suche nach Pelzfreien Jacken und Mänteln – aber wohin man auch schaute gab es hier einen Kragen aus Fuchs, dort musste ein Kaninchen sterben um die Kapuze zu füttern und an anderer Stelle (je nachdem was man ausgeben möchte) zierten neckische Nerz-Troddeln den neuen Anorak. Noch erschreckender allerdings, dass viele Verkäufer überhaupt nicht Bescheid wussten WAS sie da verkaufen. Gerade im unteren Preissegment wurde mir Kaninchen als Kunstpelz verkauft und umgekehrt – je nachdem ob ich Wert darauf legte ob der Pelz denn nun echt oder unecht sein sollte. Verlangte ich unechten Pelz wurde mir gleich darauf versichert, dass der Kragen zu 100% Polyester wäre – war es mir wichtig echtes Tier zu erwerben, wandelte sich der eben noch reine „Kunststoff Kragen“ in Kaninchen und co. …Ein Trauerspiel!
Aber noch trauriger finde ich, dass auch die Medien in diesem Winter den Pelz feiern wie selten zuvor – So erschien Frau Sharon Stone in der letzten Woche zur „Amfar Gala“ in Rom mit einem Fendi-Fuchs-Cape in gigantischem Ausmaß (Während für einen „normalen“ Fuchsmantel ca. 12 Tiere ihr Leben lassen müssen dürfen wir hier sicherlich das vierfache rechnen) – und prompt feierten Boulevard Magazine und Modeexperten das Outfit als „Outfit der Woche“ – wie herrlich glamourös, wie unglaublich Stilsicher…. Und auch ein großes deutsches Modemagazin präsentiert in diesem Monat in der Kategorie „Look and Learn“ eine liebe Kollegin wie sie „stilsicher“ und „auf die ober-über-stylischte Art (wörtliches Zitat!)“ die kalten Temperaturen bekämpft: Mit Pelzjacke im Fastfood Restaurant…so herrlich bodenständig, cool und doch so glamourös – Luxusmode meets Fastfood….da kommen mir wirklich die Tränen – und zwar vor Wut!
In meinem Freundes und Kollegenkreis hat dieses Foto eine wahre Diskussionswelle in Gang gesetzt und die Frage stellt sich, warum um alles in der Welt es immer noch (oder leider schon wieder) als gutes Vorbild propagiert wird Pelz zu tragen? „Look and Learn“ – Schaut her und macht es nach…. Das kann es doch nicht sein!
Das es auch anders geht hat in dieser Woche eine ebenfalls liebe Kollegin – Miriam Pielhau – gezeigt, die einen so täuschend echten Webpelz ausführte, dass sie Mühe und Not hatte selbst die eingefleischtesten Moderedakteurinnen am roten Teppich von der Unechtheit des Mantels zu überzeugen. Das wäre für mich ein Fall für „Look and Learn“: stilsicher und glamourös ohne das Tiere auf qualvolle Art dafür ihr Leben lassen mussten! Warum liebe Moderedakteure geht’s nicht auch so? Stilsicherheit hat doch nichts mit der Echtheit des Pelzes zu tun! Ihr seit Sprachrohr für Trends und eure Artikel und Fotos bilden und formen Meinungen – sie sollten eine Vorbildfunktion erfüllen…es wäre doch so einfach!
Jedes Jahr werden den Schätzungen zur Folge über 40 Millionen Tiere einzig und allein für den Pelzgewinn getötet – 3 Viertel davon extra gezüchtet. Die Haltungsbedingungen sind katastrophal und die Tötungsmaßnahmen wahre Folter. Für einen einzigen Mantel müssen 50 Nerze, 150 Chinchillas, 12 Füchse oder 25 Sumpfbiber sterben… Denkt eine Sekunde nach, „Look“ www.pelzinfo.de und „Learn“!
Danke – nova