Magerwahn im Modezirkus oder die Sache mit dem BMI
Die Fashion Welt hat sich schon von je her schwer getan mit Pölsterchen jeglicher Art und mit dem so genannten Normalgewicht sowieso. Doch während in den 80ern Supermodels wie Claudia Schiffer und Cindy Crawford gerade wegen ihrer Kurven weltberühmt wurden, erreichte der Magerwahn in den 90ern mit dem Erscheinen von Kate Moss auf der Bildfläche seinen vorläufigen Tiefpunkt. Der „Heroin-Chic“ war geboren und internationale Labels wie Calvin Klein schoben durch ihre Kampagnen einen wahren Mager-Trend an. Möglichst mager, möglichst androgyn lautete die Devise und dürre Klappergestelle denen man am liebsten eine Stulle reichen wollte, lösten die weiblichen Kurven von Elle McPherson und co. ab.
Doch gerade wenn man denkt dass alle wieder einigermaßen bei Sinnen sind, und die Mode wieder echte Frauen in den Focus rückt, schwappt die nächste Magerwelle auf uns zu: diesmal aus dem fernen Hollywood. Stars und Sternchen hungern sich in Kinderjeans und die Größe „0“ wird zum Nonplusultra auserkoren. Lindsay Lohan verlor neben dem letzten Babyspeck auch ihre Oberweite (die dann nachträglich wieder rekonstruiert wurde), eine Paris Hilton gilt als Strich in der Landschaft als Fashion Ikone und Misses Nicole Richie besteht nur noch aus Haut und Knochen – na und da Frau Beckham keinen Trend auslässt kann auch sie sich mittlerweile hinter ihrem Gatten verstecken. Aber am meisten schockte mich der Anblick von Keira Knightly bei der Premiere von „Fluch der Karibik 2“. Wo wenige Monate zuvor noch ein wunderbares Dekolleté und sexy Proportionen für Aufsehen sorgten, stachen dem Betrachter Schlüsselbein und pure Rippen entgegen…ein Trauerspiel!
Eine mutige Frau hat diese Woche mit ihrer Entscheidung gegen Magermodels und falsche Vorbilder für Aufsehen gesorgt. Die Leiterin der Madrider Modewoche Leonor Perez-Pita schloss zwischen 30% und 40% der angedachten Models von den Schauen aus, weil sie einen BMI (Body-Mass-Index: errechnet sich durch Gewicht in Kilo geteilt durch Körpergröße zum Quadrat) von unter 18 aufwiesen. So musste Designer Antonio Pernas, der die Modewoche in Madrid eröffnete, alle seiner 18 Models innerhalb eines Tages auswechseln um nicht gegen die neuen Richtlinien zu verstoßen.
Natürlich wird diese Entscheidung in der Fashion Welt heiß diskutiert. Legt man die neue BMI Regel zugrunde, so hätten 80% der Models die noch in der letzten Woche auf den Laufstegen der New Yorker Fahion Week zu sehen waren, nicht antreten dürfen. Unter ihnen auch Model-Größen wie Naomi Cambell und Gisele Bündchen.
Meiner Meinung nach ist diese Entscheidung ein Schritt in die richtige Richtung. Bei meinen Reisen rund um die Welt zu den Fashion Weeks und Modewochen traf ich immer wieder auf Mädchen die wie Gerippe daher kamen. Sie ernähren sich von Kaffee und Zigaretten und wenn der Hunger kommt steht etwas Obst im Bachstagebereich bereit. Einige Mädchen schockten mit dem Geständnis, in Orangensaft getränkte Wattebällchen zu schlucken wenn der Hunger gar zu groß wird…
Doch genau diese Mädchen sind Vorbilder für Tausende Teenager weltweit. Ihre Poster hängen an Kinderzimmerwänden und im Internet werden auf zig Seiten die neuesten Diättricks weitergegeben um bloß bald in eine „Beckham-Jeans“ Größe 0 zu passen. 10jährige beginnen mit dem hungern weil ihre Vorbilder ihnen dieses Ideal vorleben und 14jährige denken über Fett absaugen nach.
Die Entscheidung von Leonor Perez-Pite ist mutig und derzeit einzigartig. Doch der Kampf für gesündere Vorbilder hat nur Zukunft, wenn alle anderen sich anschließen. Denn so lange Designer ihre Vorführkollektionen in einer Größe 32 anfertigen, und Models mit einer 34 oder 36 als zu dick nach Hause geschickt werden, werden sie weiter hungern um ihren Traum zu leben….
Wie denkt ihr?
eure nova