O´Zapft ist – oder wie man Novizin die Wiesn überlebt
Eigentlich bin ich schon jemand, der alles mal ausprobiert bevor er sich eine Meinung bildet. Schließlich kann man nicht über Dinge urteilen, die man nicht kennt, oder?? Mit der Wiesn verhielt es sich da immer ein wenig anders…. Seit ich 1997 einen Schicksalhaften Dreh auf der selbigen hinter mich bringen musste, habe ich mich standhaft geweigert je wieder einen Fuß aufs Oktoberfest zu setzen. Damals endete alles fast in einer Prügelei mit einer Horde Jugendlicher, die rein vom Bewußtseinszustand nicht mehr auf unserem Planeten weilten.
Jahr um Jahr ließ ich Einladungen in den Papierkorb wandern….bis sich in diesem Jahr eine Freundin entschloss einen Tisch zur Wiesn Eröffnung im Käfer Zelt zu mieten. Und die Ansage war klar: Du drückst dich nicht! Also gut…
Um der Anordnung „Strictly Wiesn“ zu entsprechen durchstöberte ich das Internet nach einem Dirndl und wurde sogar fündig. So ein bisschen wie mein Dirndl in Kindertagen …pink/weiß, mit Schürze und Puffärmeln…und das alles für unschlagbare 89 Euro, während ja der Rest vorzugsweise in Gewändern ab 2000 Euro aufwärts vorstellig wird…ich war stolz auf mich! Dazu ließ ich mir von zwei jungen Taschendesignerinnen eine passende „Wiesn-Tasche“ anfertigen, die man sogar in die Schürze haken kann…da bleiben die Hände frei: Super! ( www.taschentraeume.de ) Ich war also gerüstet.
Erster Eindruck: Wo kommen denn die ganzen Leute her!! Für 10 Meter braucht man im VIP Bereich des Zeltes locker ne Stunde, und danach sind die Zehen zertreten und die Oberarme blau. Endlich am Tisch durchatmen…und erstmal ne Maas! Bei mir als tendenziell kleiner gewachsenen Person ist so ne Maas allerdings schal bevor ich sie auch nur halb auf habe…wahrscheinlich fühl ich mich deshalb in Köln so wohl J
Und während wir die Brotzeit genießen und ich mich über die Knödel her mache steht um mich rum schon alles auf den Bänken. Ja, zugegeben…spätestens bei Robbie Williams konnte auch ich mich nicht mehr wehren. Nicht lang, und um mich rum fallen auch die letzten Hemmungen…inklusive der Lederhosen. Zungen befinden sich nun da, wo sie vor einer Stunde definitiv noch nicht waren, und ich hab so ein bisschen das Gefühl am Nikki Beach in St. Tropez zu sein – nur auf bayrisch. Es ist ein Irrenhaus! Die Herren fühlen sich pudelwohl: während die einen sich über üppige Dekolletes freuen, machen sich die anderen darüber Gedanken was denn der Nachbar unter der Lederhose trägt. Nichts! Was für Aussichten….
Um Mitternacht ist der Spuk vorbei und alles macht sich auf ins P1 – und spätestens hier ist dann meine Schmerzgrenze erreicht. Zu voll, zu viel Champagner Gespritze, zu viel Aggression: Ich will heim!
Und die Moral: So ein Wiesn Abend mit den richtigen Leuten kann wirklich sehr lustig sein, aber so ein Kölsch mit Freunden im Kölner Stadtpark auch! J
Eure nova